Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung psy­chi­scher Belas­tung und Krea­ti­vi­tät — wie passt das denn zusammen?

Ich habe ein­mal einen inter­es­san­ten Vor­trag von Brit­ta Herbig & Jür­gen Gla­ser [1] gehört, in wel­chem es um Krea­ti­vi­tät in der Infor­ma­ti­ons­dienst­leis­tung ging. Die bei­den Autoren spra­chen davon, dass “Krea­ti­vi­tät ein Roh­stoff für Inno­va­ti­on im Unter­neh­men ist” und die­se im Arbeits­all­tag häu­fig ver­nach­läs­sigt wird. Wie kann es zusam­men­pas­sen, dass sich Unter­neh­men einer­seits inno­va­ti­ve Pro­duk­te und Struk­tu­ren wün­schen und sie auf der ande­ren Sei­te Krea­ti­vi­tät noch immer nicht aus­rei­chend fördern?

Die Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung psy­chi­scher Belas­tung kann als Krea­ti­vi­täts­pro­zess genutzt wer­den. Der Gesetz­ge­ber schreibt nicht vor, wie eine sol­che Beur­tei­lung zu erfol­gen hat. Dar­in lie­gen die Chan­ce und der Gestal­tungs­spiel­raum sich metho­disch aus­zu­to­ben. Ansät­ze aus dem Design Thin­king las­sen die Bedürf­nis­se von Beschäf­tig­ten und Füh­rungs­kräf­ten in den Mit­tel­punkt eines gesund­heits­för­der­li­chen Ent­wick­lungs­pro­zes­ses rücken. [2]

Wer ver­stan­den hat, dass psy­chi­sche Belas­tung nichts mit Stress, Burn-out, Rücken­pro­ble­men, erhöh­tem Alko­hol­kon­sum zu tun hat, kann die­sem Ter­mi­nus ganz neu­tral ins Auge bli­cken. Oder sogar so weit gehen, dass psy­chi­sche Belas­tung eine Chan­ce für die krea­ti­ve Refle­xi­on der eige­nen Unter­neh­mens- und Gesund­heits­kul­tur ist.

Quel­len:
[1] Herbig, B. / Gla­ser, J. (2012): Psy­chi­sche Gesund­heit und Krea­ti­vi­tät in der Infor­ma­ti­ons­dienst­leis­tung. Vor­trag Netz­werk­ta­gung „Neue Qua­li­tät der Büro­ar­beit“. URL: http://dnb-netz.de/wp-content/uploads/2016/06/Herbig_Glaser_PsychGesund_.pdf
[2] Vet­ter­li, C. / Ueber­ni­ckel, F. (2012): Die Inno­va­ti­ons­me­tho­de design thin­king. URL: https://www.alexandria.unisg.ch/214442/1/ATTMMU9E.pdf


Im Febru­ar 2017 erschien einer mei­ner Fach­ar­ti­kel in der Zeit­schrift “Prä­ven­ti­on und Gesund­heits­för­de­rung” des Sprin­ger Verlags.

Wart­mann A, Beh­rens J (2016) Gesund­heits­res­sour­cen von Fach-und Füh­rungs­kräf­ten mit wis­sens­ba­sier­ten Tätig­kei­ten. In: Prä­ven­ti­on und Gesund­heits­för­de­rung, Band 12, Heft 1, S. 9–14

Mit der Zunah­me an Tätig­kei­ten, die auf kogni­ti­ven Fähig­kei­ten basie­ren, ver­än­dert sich auch die psy­chi­sche Belas­tung der­je­ni­gen, die z.B. als Planer/innen, Pro­jekt­ma­na­ger, Per­so­nen mit vor­wie­gend pla­nen­de, vor­be­rei­ten­de Auf­ga­ben und Recher­che­tä­tig­kei­ten. Die­se so genann­ten wis­sens­ba­sier­ten Tätig­kei­ten ste­hen mit ihrer psy­chi­schen Belas­tung im Zen­trum mei­ner Forschung.

Die Daten wer­den aus Beob­ach­tungs­in­ter­views einer unter­neh­mens­in­ter­nen Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung psy­chi­scher Belas­tung gewon­nen. In die Daten­aus­wer­tung 189 Tätig­kei­ten aus objek­tiv bedin­gungs­be­zo­ge­nen Beob­ach­tungs­in­ter­views auf sechs Hier­ar­chie­ebe­nen ein­ge­schlos­sen und deskrip­tiv dar­ge­stellt wer­den. Dafür wer­den 13 Items in den Dimen­sio­nen „Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on, Arbeits­auf­ga­be, Arbeits­in­hal­te“ inkludiert.

Basie­rend auf der Gefähr­dungs­be­ur­tei­lung psy­chi­scher Belas­tung zei­gen sich für Fach- und Füh­rungs­kräf­te Ein­zel­kri­te­ri­en wie erhöh­te Koope­ra­ti­on, erhöh­te Kom­ple­xi­tät, erhöh­te Kon­zen­tra­ti­ons­er­for­der­nis­se sowie hohe Unter­bre­chun­gen und hohe Ver­ant­wor­tung. Auch sind bei die­sen Ziel­grup­pen erhöh­te Kon­zen­tra­ti­ons- und Koope­ra­ti­ons­er­for­der­nis­se not­wen­dig, die kom­bi­niert sind mit Stö­run­gen durch Kunden/innen, Mitarbeiter/innen und Telefonanrufe.